Aktives Zuhören

Bei Gesprächen reagieren wir meist unmit­tel­bar auf das Gesagte des anderen. Wir wider­sprechen, kom­men­tieren oder geben Ratschläge. Sel­ten fra­gen wir nach, ob wir wirk­lich ver­standen haben, was eine andere Per­son mir mit­teilen möchte.

Wir nehmen Infor­ma­tio­nen unter­schiedlich wahr. Und wir inter­pretieren, gelenkt von unseren eige­nen Wahrnehmungsmustern. Ins­beson­dere bei schwieri­gen, sehr per­sön­lichen Gesprächen kann bei meinem Gegenüber schnell das Gefühl entste­hen, missver­standen wor­den zu sein. Let­z­tendlich bekom­men dann bei­de den Ein­druck, keinen Zugang zum anderen zu find­en.

Eine wun­der­bare Meth­ode, den Fall­en des Missver­ständ­niss­es best­möglich zu umge­hen ist das „aktive Zuhören“.

Beim akti­ven Zuhö­ren ach­tet man nicht nur auf die Worte son­dern auch auf das „Wie“ der Aus­sage. Ich ver­su­che mich in mein Gegen­über ein­zu­füh­len, um ihm in mei­nen eige­nen Wor­ten wie­der­zu­ge­ben, was ich nicht nur sach­lich, son­dern auch emo­tio­nal ver­stan­den habe. Als Zuhö­ren­der ver­su­che ich selb­st in Worte zu fas­sen, was mir die andere Per­son zwi­schen den Zei­len mit­teilt.

Akti­ves Zuhö­ren hil­ft auch dem Spre­chen­den, sich bewusst zu wer­den, was er mit­tei­len will und ob dies auch so ver­stan­den wird. Gefüh­le, Stim­mun­gen… wer­den meist nicht direkt aus­ge­drückt und so kann es eine sehr große Berei­che­rung sein, wenn uns jemand „aktiv“ zu ver­ste­hen ver­sucht.

Als aktiv­er Zuhö­rer signa­li­siere ich mei­nem Gegen­über: „Ich habe nicht nur ver­stan­den, was du sagst, son­dern auch, wie du es meinst und wie dir dabei zumute ist.“ Mein akti­ves Zuhö­ren signa­li­siert Inter­esse, Akzep­tanz und Wert­schät­zung gegen­über dem Gesprächspart­ner.

Zuhö­ren heißt noch nicht zus­tim­men!

Ich ver­su­che, den Stand­punkt mei­nes Gegen­übers für eine bes­timmte Zeit ein­zu­neh­men, aber nicht unbe­dingt, die­sen zu über­neh­men. Ich kann sehr wohl mit aller Gründ­lich­keit den Stand­punkt mei­nes Gegen­übers erkun­den, um ihn mög­lichst genau zu ver­ste­hen und dann anschlies­send mei­nen – viel­leicht ganz ande­ren – Stand­punkt ent­wi­ckeln und dar­legen.

Wann ist das Aktive Zuhö­ren ange­bracht?

  • Wenn jemand etwas kom­pli­zier­tes, per­sön­li­ches oder son­st nicht ganz leicht nach­voll­zieh­ba­res erzählt.
  • In einem Streit­ge­spräch, um einen auf­ein­an­der bezo­ge­nen Dia­log zu ermög­li­chen statt eines schnel­len Schlagab­tausches.
  • In einem bera­ten­den Gespräch, wo ich mei­nem Gesprächs­part­ner zu mehr Klar­heit über sei­nen Stand­punkt, seine Wün­sche, seine Emp­fin­dun­gen usw. ver­helfe.

Wann ist das Aktive Zuhö­ren unange­bracht?

  • Wenn ich ange­grif­fen werde oder auf andere Weise zur Stel­lung­nahme her­aus­ge­for­dert werde. (Bsp. „Da haben Sie aber ziem­li­chen Mist gebaut“ – „Sie schei­nen ger­ade sehr auf­ge­bracht zu sein. Ich höre da sog­ar Wut her­aus“). Eine sol­che Reak­tion führt eher dazu, dass sich der andere nicht ernst genom­men fühlt: Ich ver­ste­cke meine eigene Betrof­fen­heit, indem ich dem ande­ren nur seine eige­nen Gefüh­le wider­spie­gele, anstatt Stel­lung zu beziehen.

Das Ein­ge­hen auf das Emp­fin­den der Mit­ar­bei­ten­den muss immer auch gepaart sein mit der Sen­si­bi­li­tät für per­sön­li­che Gren­zen. Macht mein Gesprächs­part­ne­r seine Gren­ze deut­lich, dann sollte ich dies respek­tieren.

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