Schlagwort: Achtsamkeit
Die innere Stimme hat meistens Recht
Ein Interview mit Arno Miller (medienKommunikation) für die AK-Vorarlberg
„Ich habe es immer gewusst, es war die richtige Entscheidung.“ Diesen Satz haben wir alle schon gehört. Doch woher kommt diese Gewissheit und lässt sich Intuition trainieren? Sie haben Dafür und Dawider gegeneinander abgewogen, haben sich über ein Problem oder eine Anschaffung lange den Kopf zerbrochen – und dann die Entscheidung aus dem Bauch heraus getroffen.
Sie kennen das? Später hat Ihnen dann Ihr Kopf gesagt: Es war die „intuitiv“ richtige Entscheidung. Beim so genannten Geistesblitz sind wir noch näher an der wissenschaftlichen Definition, wonach es Intuition ist, wenn wir für das Fällen eines Urteils nicht unseren Verstand bemühen. Natürlich holen Wissenschaftler in ihrer Erklärung weiter aus.
Seminarleiter Stefan Huck verkürzt das Ganze verständlicher auf: „Grundsätzlich verstehen wir unter Intuition unbewusstes Wissen.“ Denn wir lernen von Kindesbeinen an jeden Tag und sammeln dabei Erfahrungen. Dieses Erfahrungswissen hilft uns Entscheidungen zu treffen, die für uns schlussendlich auch stimmig sind. Was recht theoretisch klingt, hat einen hohen praktischen Nutzen. Die Fähigkeit zur Intuition lässt sich alltagstauglich trainieren Situationsgerecht handeln
„Die neuesten neurobiologischen Forschungen zeigen sehr eindrücklich, dass Intuition bewusst eingesetzt werden kann“, berichtet Huck. In dem Workshop lernen die Teilnehmer/innen die Grundstruktur von Intuition und versetzen sich dadurch in die Lage, sich Freiräume zu schaffen, die ihre Fähigkeiten stärken. Huck: „Sie erkennen den Unterschied zwischen Wunschdenken und Intuition und lernen, bei wichtigen Entscheidungsprozessen situationsgerecht zu handeln.“ Das setzt voraus, dass der wesentliche Störfaktor ausgeschaltet ist. Das ist der Stress. „Stress verhindert Intuition“, sagt Huck. Deshalb sind Methoden des Stressabbaus ein zentraler Punkt in seinem Workshop, der sich in erster Linie an Entscheidungsträger und Führungskräfte wendet. Denn wer vom Tagesgeschäft völlig vereinnahmt ist, dem verschließen sich die natürlichen Ressourcen zur Intuition.
Wir lernen Aufmerksamkeit auf uns selbst zu lenken und den Schatz unseres unbewussten Wissens freizulegen, erklärt Huck. Man könnte auch sagen: Hör mehr auf deine innere Stimme!
Er übt das mit den Workshop-Teilnehmer/innen zum Beispiel durch paradoxe Fragestellungen. Eine könnte beispielsweise lauten: Was muss ich tun, um beim nächsten Projekt absolut zu scheitern? Das Absurde setzt kreatives Potenzial frei und macht die Auswirkungen unterschiedlicher Herangehensweisen begreifbar.
„Wir alle haben ein hohes Maß an Kreativität und damit sehr oft eine Alternative für unsere Entscheidungen“, sagt der AK-Workshopleiter. Die Gehirnforschung unterstreicht das. Sie zählt zu jenen Wissenschaften, in denen derzeit die größten und spektakulärsten Fortschritte erzielt werden. So weiß man auch sehr genau, was erfolgreiches intuitives Entscheiden bisher mehr oder weniger verhindert und unterdrückt. In unserer rationalen Welt suchen wir nämlich nach sachlichen Begründungen. „Das Wort Intuition hat darin meistens keinen Platz“, sie wird durch eine Vielzahl von kulturellen Regeln unterdrückt. Da der Zugang zum unbewusste Wissen nicht direkt – sprich: über bewusstes Nachdenken – erfolgt, haben wir auch folgende Erfahrung verinnerlicht: „Man hat das Gefühl, das stimmt, was man tut. Doch dann werden wir durch die Umwelt zu Erklärungen gezwungen.“
Davon kann man sich allerdings lösen. Nach dem AK-Workshop, verspricht Stefan Huck, sind die Teilnehmer/innen nicht nur „definitiv ausgeruhter“, sondern auch darin geübt, sich in einen intuitiven Geisteszustand zu bringen. Sie haben gelernt, sich vom Tagesgeschäft zu lösen und neue Möglichkeiten probiert, die Vielschichtigkeit ihrer Fähigkeiten und Kompetenzen zu nutzen.